Kann die Schilddrüse Schwitzen verursachen?
04.08.2025
Lesezeit: 6 min

Kennst du das Gefühl, wenn du ständig schwitzt, obwohl es anderen um dich herum nicht zu warm ist? Wenn deine Kleidung durchgeschwitzt ist, noch bevor der Tag richtig angefangen hat, oder wenn du nachts schweißgebadet aufwachst? Du bist nicht allein mit diesem Problem. Schilddrüse und Schwitzen hängen oft enger zusammen, als viele Menschen wissen.

Die Schilddrüse ist verantwortlich für eine Vielzahl von Prozessen in unserem Körper verantwortlich darunter auch die Regulation der Körpertemperatur. Das verstärkte Schwitzen, das dir möglicherweise große Sorgen bereitet und deinen Alltag belastet, kann hierbei ein Symptom für ein tiefer liegendes Problem sein.
In diesem Artikel erfährst du:
- Warum eine Schilddrüse Schwitzen verursachen kann
- Welche weiteren Symptome auftreten können
- Wann du unbedingt einen Arzt aufsuchen solltest
- Wie eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert und behandelt wird
- Praktische Tipps, wie du mit dem Schwitzen umgehen kannst
Welche Rolle spielt die Schilddrüse beim Schwitzen?
Vielleicht fragst du dich: "Warum schwitze ich so viel?" Die Antwort könnte in deiner Schilddrüse liegen. Diese kleine, schmetterlingsförmige Drüse am Hals reguliert über ihre Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) deinen gesamten Stoffwechsel. Diese Hormone beeinflussen unter anderem deine Körpertemperatur, Herzfrequenz und Energieproduktion (2).

Wenn deine Schilddrüse Schwitzen verursacht, liegt das meist an einer Schilddrüsenüberfunktion (Hypothyreose). Dabei werden vermehrt T3 und T4 ausgeschüttet, wodurch dein Stoffwechsel übermäßig angekurbelt wird. Dies führt dazu, dass dein Körper mehr Wärme produziert als normalerweise und deine Körpertemperatur steigt (3). Um diese überschüssige Wärme abzugeben, beginnt dein Körper vermehrt zu schwitzen, auch wenn es objektiv gar nicht warm ist.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion hingegen liegt die Körpertemperatur meist unter dem Normalwert.
Das Schwitzen bei einer Schilddrüsenüberfunktion zeigt sich oft auf typische Weise: Deine Haut fühlt sich warm und feucht an, während andere Menschen um dich herum noch nicht einmal ins Schwitzen kommen. Du entwickelst eine extreme Wärmeempfindlichkeit und empfindest bereits milde Temperaturen als unerträglich. Das Schwitzen tritt auch bei normalen Temperaturen auf, beim Treppensteigen, beim Anziehen oder sogar im Ruhezustand.

Besonders belastend sind nächtliche Schweißausbrüche, die dich immer wieder aus dem Schlaf reißen. Auch Schwitzen nach dem Essen kann auftreten, was Mediziner als postprandiale Hyperhidrose bezeichnen. Viele Betroffene berichten auch vom Schwitzen im Gesicht, das besonders sichtbar und oft als unangenehm empfunden wird.
Weitere Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Wenn du unter Schilddrüse Schwitzen leidest, treten meist weitere Symptome auf, die dir helfen können, das Problem richtig einzuordnen (4). Herzklopfen und Herzrasen sind häufige Begleiter, dein Puls kann dauerhaft über 100 Schläge pro Minute liegen. Diese Tachykardie kann sehr beunruhigend sein, besonders wenn sie mit dem Schwitzen zusammen auftritt.

Ein typisches Zeichen ist auch ungewollter Gewichtsverlust trotz normalem oder sogar gesteigertem Appetit. Dein Stoffwechsel arbeitet auf Hochtouren und verbrennt mehr Kalorien, als du zu dir nimmst. Gleichzeitig fühlst du dich oft nervös und innerlich unruhig, als würdest du permanent unter Strom stehen.
Das Zittern der Hände (Tremor) ist besonders bei ausgestreckten Armen sichtbar und kann alltägliche Tätigkeiten wie das Halten einer Kaffeetasse erschweren. Verdauungsprobleme wie Durchfall oder häufige Stuhlgänge sind ebenfalls möglich, da auch dein Verdauungssystem beschleunigt arbeitet.
Paradoxerweise fühlst du dich trotz des beschleunigten Stoffwechsels oft müde, schlapp und antriebslos. Dieses Gefühl verstärkt sich durch Schlafstörungen (mehr dazu hier), du kannst schwer einschlafen oder wachst häufig schweißgebadet auf. Deine Haare können dünner werden oder ausfallen, und deine Schilddrüse kann sich vergrößern, was als Struma bezeichnet wird und als dicker Hals sichtbar werden kann.

Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit können deine Arbeit und deinen Alltag stark beeinträchtigen. Außerdem entwickelst du möglicherweise vermehrten Durst, da dein Körper durch das ständige Schwitzen mehr Flüssigkeit verliert. Hier nochmal im Überblick:

Ursachen einer Überfunktion der Schilddrüse
Die häufigsten Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion mit Schwitzen sind Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Antikörper die Schilddrüse überstimulieren und angreifen können. Eine weitere Ursache sind autonome Knoten in der Schilddrüse, die unkontrolliert Hormone produzieren. Auch eine Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) oder eine Überdosierung von Schilddrüsenhormonen bei einer bestehenden Therapie kann zu einer Überfunktion mit verstärktem Schwitzen führen (5).
Welche Personengruppen sind betroffen?
Wenn du als Frau unter unerklärlichem Schwitzen leidest, solltest du besonders aufmerksam sein: Frauen sind etwa fünfmal häufiger betroffen als Männer (6). Besonders häufig tritt die Schilddrüse Schwitzen Problematik zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Wenn in deiner Familie bereits Schilddrüsenerkrankungen aufgetreten sind, hast du ein erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken.

Wann solltest du zum Arzt?
Du kennst deinen Körper am besten. Wann solltest du zum Arzt, wenn du unter Schilddrüse Schwitzen leidest? Wenn du über längere Zeit ungewöhnlich viel schwitzt, besonders wenn weitere Symptome wie Herzrasen, ungewollter Gewichtsverlust oder anhaltende Nervosität hinzukommen, ist ein Arztbesuch dringend angeraten. Führe ein Symptomtagebuch, dass du zu deinen Arztbesuchen mitnehmen kannst.
Besonders wichtig: Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion können mit denen der Wechseljahre verwechselt werden. Verstärktes Schwitzen, Hitzewallungen, Muskelschmerzen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen können sowohl hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren als auch eine Schilddrüsenerkrankung anzeigen (7).

Geh unbedingt zum Arzt, wenn das Schwitzen plötzlich und ohne erkennbare Ursache auftritt, du trotz normaler Nahrungsaufnahme kontinuierlich an Gewicht verlierst, dein Puls dauerhaft erhöht ist oder du unter anhaltender Nervosität und Unruhe leidest. Auch wenn du dich trotz des Schwitzens müde, schlapp und antriebslos fühlst, solltest du medizinische Hilfe suchen.
Diagnose: So wird eine Schilddrüsenüberfunktion festgestellt
Die Diagnose erfolgt hauptsächlich durch eine Blutuntersuchung, bei der die Werte von TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), das die Schilddrüse reguliert, sowie der freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 gemessen werden. Bei einer Überfunktion mit Schwitzen ist der TSH-Wert meist stark erniedrigt (unter 0,4 mU/l), während fT3 und fT4 erhöht sind (8).
Die gute Nachricht: Die Diagnose ist relativ einfach und kann bereits durch eine einzige Blutuntersuchung gestellt werden. Zusätzlich können eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse und in manchen Fällen eine Szintigrafie durchgeführt werden, um die Ursache der Überfunktion zu identifizieren.
Manchmal können die Laborwerte ziemlich überfordernd sein, selbst mit ärztlicher Erklärung. Einen Guide zur Interpretation der Schilddrüsenwerte haben wir dir hier zusammengestellt:.
Schilddrüse und Schwitzen behandeln
Die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion erfolgt meist mit Medikamenten (Thyreostatika) wie Methimazol oder Propylthiouracil, die die Hormonproduktion hemmen (9). In schweren Fällen oder bei Therapieresistenz können eine Radiojodtherapie oder eine Operation notwendig sein.

Das Wichtigste für dich: Mit der richtigen Behandlung normalisiert sich auch das übermäßige Schwitzen wieder, meist innerhalb weniger Wochen bis Monate. Du musst nicht länger unter dem belastenden Schwitzen leiden!
Tipps gegen das Schwitzen
Während der Behandlung deiner Schilddrüse können verschiedene Maßnahmen gegen das Schwitzen helfen und deinen Alltag erleichtern. Trage atmungsaktive Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen, die Feuchtigkeit besser ableiten als Kunstfasern. Vermeide synthetische Materialien, die das Schwitzen verstärken können.
Bevorzuge kühle Umgebungstemperaturen und nutze Ventilatoren oder Klimaanlagen, um dich wohlzufühlen. Schichte deine Kleidung, damit du bei Bedarf etwas ausziehen kannst.
Achte darauf, ausreichend zu trinken, mindestens 2-3 Liter täglich, um den Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen auszugleichen. Stress kann das Schwitzen zusätzlich verstärken, daher solltest du Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen in deinen Alltag integrieren.

Verzichte auf scharfe Speisen und heiße Getränke, da sie deinen Körper zusätzlich aufheizen. Auch Koffein und Alkohol können das Schwitzen verstärken. Antitranspirante können ebenfalls helfen, besonders wenn du sie nachts aufträgst, da sie dann besser wirken können.
Fazit: Es gibt Hoffnung bei Schilddrüse und Schwitzen
Falls du dich in den beschriebenen Symptomen wiedererkennst, ist das kein Grund zur Panik. Eine Schilddrüsenüberfunktion ist gut behandelbar und die belastenden Symptome wie das ständige Schwitzen verschwinden mit der richtigen Therapie meist vollständig. Die Diagnose ist einfach, ein einziger Bluttest kann bereits Klarheit bringen.
Das Wichtigste: Du musst nicht länger leiden. Mit der entsprechenden Behandlung kannst du bald wieder normal leben, ohne ständig zu schwitzen oder dir Sorgen um durchgeschwitzte Kleidung zu machen. Zögere nicht, einen Arzt aufzusuchen, je früher die Behandlung beginnt, desto schneller geht es dir wieder besser.
Häufige Fragen zu Schilddrüse und Schwitzen
Hat man bei Hashimoto Schweißausbrüche?
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, kommt es meist zu einer Unterfunktion (Hypothyreose). Diese kann jedoch in frühen Stadien vorübergehend zu einer Überfunktion führen, die mit Schweißausbrüchen einhergehen kann (10). Typischer für Hashimoto sind jedoch Müdigkeit, Gewichtszunahme und Kälteempfindlichkeit - das Gegenteil von vermehrtem Schwitzen.
Kann Schilddrüse Schwitzen Gewichtszunahme verursachen?
Normalerweise führt eine Schilddrüsenüberfunktion zu Gewichtsverlust trotz vermehrtem Schwitzen. Wenn du jedoch schwitzt und gleichzeitig zunimmst, könnte dies auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten oder andere Ursachen haben. In diesem Fall solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Wie riecht der Schweiß bei Schilddrüsenunterfunktion?
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion schwitzt du normalerweise weniger, da der Stoffwechsel verlangsamt ist. Falls es doch zu Schweißbildung kommt, kann der Schweiß aufgrund der verlangsamten Stoffwechselprozesse einen anderen, manchmal süßlichen Geruch haben, wobei dies individuell sehr unterschiedlich ist.
Warum schwitze ich nachts so stark?
Nächtliches Schwitzen kann ein typisches Symptom einer Schilddrüsenüberfunktion sein. Dein Körper produziert auch nachts zu viel Wärme, die über das Schwitzen abgegeben werden muss. Wenn du regelmäßig schweißgebadet aufwachst, solltest du deine Schilddrüsenwerte überprüfen lassen.

Der Umwandler
Unser Leberkomplex, speziell entwickelt für Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion, bei denen die Umwandlung der Hormone eingeschränkt ist. Mit Selen, Glutathion, Mariendistel, Löwenzahnwurzel und vielem mehr.
Brent, G.A. (2008). Clinical practice. Graves' disease. New England Journal of Medicine, 358(24), 2594-2605.
Chaker, L., Bianco, A.C., Jonklaas, J., & Peeters, R.P. (2017). Hypothyroidism. Lancet, 390(10101), 1550-1562.
Silva, J.E. (2006). Thermogenic mechanisms and their hormonal regulation. Physiological Reviews, 86(2), 435-464.
Ross, D.S., Burch, H.B., Cooper, D.S., et al. (2016). 2016 American Thyroid Association Guidelines for Diagnosis and Management of Hyperthyroidism and Other Causes of Thyrotoxicosis. Thyroid, 26(10), 1343-1421.
Bahn, R.S., Burch, H.B., Cooper, D.S., et al. (2011). Hyperthyroidism and other causes of thyrotoxicosis: management guidelines of the American Thyroid Association and American Association of Clinical Endocrinologists. Thyroid, 21(6), 593-646.
Vanderpump, M.P. (2011). The epidemiology of thyroid disease. British Medical Bulletin, 99, 39-51.
Garber, J.R., Cobin, R.H., Gharib, H., et al. (2012). Clinical practice guidelines for hypothyroidism in adults: cosponsored by the American Association of Clinical Endocrinologists and the American Thyroid Association. Thyroid, 22(12), 1200-1235.
Wartofsky, L., & Dickey, R.A. (2005). The evidence for a narrower thyrotropin reference range is compelling. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 90(9), 5483-5488.
Abraham, P., Avenell, A., McGeoch, S.C., Clark, L.F., & Bevan, J.S. (2010). Antithyroid drug regimen for treating Graves' hyperthyroidism. Cochrane Database of Systematic Reviews, (1), CD003420.
Caturegli, P., De Remigis, A., & Rose, N.R. (2014). Hashimoto thyroiditis: clinical and diagnostic criteria. Autoimmunity Reviews, 13(4-5), 391-397.